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Hilfe, mein Kind trinkt

Der Tag nach Weiberfastnacht und ich habe ein interessantes Gespräch mit einer verzweifelten Mutter. „Mein Kind ist heute gegen Morgen stinkbesoffen nach Hause gekommen. Was soll ich machen? Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll?“ – Ich glaube es geht vielen Eltern so. Das grobe Fehlverhalten in Kombination mit Alkohol lässt Eltern verzweifeln und machtlos werden. Welche Strafen sind sinnvoll? Was hilft wirklich?
Aber ist es wirklich ein „Fehlverhalten“? Oder eher ein Ausprobieren? Sinnvolle Strafen gibt es jedenfalls nicht.
Ich habe diese Mutter zuerst mal gefragt, wie sie reagiert hat und sie meinte „Gar nicht. Er war viel zu blau um was mitzubekommen ist sofort ins Bett getorkelt und schläft noch“ – GUT! Denn wer nicht reagiert kann auch nicht falsch reagieren. Jede Art von Reaktion bei einem betrunkenen Jugendlichen ist falsch. Erst mal ins Bett stecken, notfalls begleiten und helfen. Auch wenn es schwer fällt, ruhig bleiben.
Nun kommt die Frage nach dem wie oft. War es das erste mal? Dann war es erst mal ein Ausprobieren. Auch wenn es ab und zu mal passiert ist das noch kein Grund zur Sorge, denn Jugendliche testen ihre Grenzen. Während wir Erwachsenen meist wissen wie viel wir vertragen ( auch wenn wir diese Grenze nicht immer beachten, aber wir kennen sie ), muss ein Jugendlicher das erst mal raus finden und das tut er mit probieren.
Im Idealfall haben wir Eltern dem Kind schon alles mitgegeben, was es wissen muss und über Alkohol und Drogen informiert. Falls nicht, ist es nun eigentlich eh zu spät, denn ab der Pubertät haben wir keine Chance mehr zu erziehen.
Nachdem der Jugendliche erwacht ist ( ich meine richtig wach, nicht zwei kleine Schlitze statt Augen und schleifende Schritte) und am besten erst am Tag drauf, kann ein klärendes Gespräch helfen. Keine Vorwürfe! Keine Strafen! Der Jugendliche ist vermutlich durch die Reaktionen seines Körpers ohnehin genug bestraft (kennen wir das nicht auch, diese Schwüre “ Nie mehr Alkohol“ am nächsten Morgen).
Ich hatte früher oft lange Diskussionen mit meiner Tochter, habe ihr immer wieder vorgeworfen, was für Sorgen ich mir mache, was sie sich antut etc. Ich dachte, wenn es jedesmal Streit gibt muss sie doch reagieren. Hat sie auch! Sie ist nach Parties nicht mehr nach Hause gekommen. „Du meckerst ja eh, dann kann ich auch gleich da bleiben und wenigstens den Abend geniessen.“ Tja heute bin ich schlauer!
Es ist oft gar nicht so einfach den ersten Reflex runter zu schlucken, aber es lohnt sich. Das betrunkene Kind liebevoll zu begleiten schafft Vertrauen und dieses Vertrauen hilft, wenn mal wirklich etwas schlimmes passiert und wird vielleicht dringend gebraucht, wenn es wirklich zu eine Sucht kommt, denn das ist es doch, wovor wir am meisten Angst haben. Vertraut euren Kindern und gebt ihnen die Liebe, die sie brauchen um auch Euch zu vertrauen.
Ich habe damals lange gebraucht, das Vertrauen meiner Tochter wieder zu bekommen. Leichter und besser ist es, es gar nicht erst zu verlieren.

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