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Stadt oder Land?

Oft taucht die Frage auf, was besser ist für ein hochsensibles Kind: Stadt? oder Land? Wo kann es sich besser entwickeln? Wo kann es besser aufwachsen?
Also zuerst mal, diese Frage kann man so, auf die Schnelle und generell gar nicht beantworten, denn sehr viele Faktoren sind zu berücksichtigen.
Ich versuche aber mal ein paar Faktoren hier aufzuschlüsseln.
Ich bin selber eher als Stadtkind aufgewachsen, aber habe mich für das Landleben entschieden, weil es mir besser geht. Das muss aber nicht bei jedem so sein, denn auch hochsensible Menschen sind nicht alle gleich.
Eine große Rolle spielt das Alter des Kindes. Einen Teenager, der in der Stadt aufgewachsen ist, macht man sicher nicht glücklich, wenn man ihn aufs Land verfrachtet, auch wenn es da sicher Ausnahmen gibt. Kleine Kinder sind aber oft auf dem Land besser aufgehoben. Das mal so generell.
Hier geht es aber um hochsensible Kinder und da gibt es noch viel mehr Faktoren.
Es gibt introvertierte und extrovertierte hochsensible Menschen. Die Introvertierten ziehen sich gerne zurück und fühlen sich in Menschengruppen eher unwohl, die Extrovertierten gehen auf andere Menschen zu und lieben Partys und große Menschenansammlungen. Sicherlich ist klar, dass extrovertierte Kinder in der Stadt eher klar kommen als introvertierte.
Viele hochsensible Menschen sind lichtempfindlich. Die ständige Berieselung von Neonlichtern und ewiges Geblinke ist schwer zu ertragen. In den Straßen der Stadt ist ewiger Verkehr und viele Menschen, die sich unterhalten, singen, gröhlen. Aber nicht alle Straßen sind gleich und man kann auch in der Stadt ruhig wohnen.
Dagegen kann es auf dem Land auch recht laut zugehen, wenn Gartenpflegezeit ist und den ganzen Tag der Rasenmäher oder Laubsauger oder ein anderes Gerät läuft. Ständig bellt ein Hund, streiten sich die Katzen lautstark und die Nachbarn unterhalten sich über den Gartenzaun und die Hecke hinweg. Tatsächlich habe ich in der Stadt ruhiger gewohnt, wenn man von den monotonen Straßengeräuschen absieht, an die man sich irgendwann gewöhnt.
Auf dem Land gibt es viel Natur, die man genießen kann und die beruhigend wirkt, gerade wenn man überreizt ist. Es gibt so viele Tiere und eigene Haustiere sind auch viel einfacher zu halten. Das spricht sicherlich für das Land.
Schulklassen sind oft kleiner und nicht so viele Kinder auf einer Schule. Das macht es vielen hochsensiblen Kindern ein wenig leichter.
Auf der anderen Seite gibt es nicht so viel Auswahl an Schulen und man muss Glück haben, wenn eine geeignete Schule in der Nähe ist.
Es ist auch schwieriger eine Freizeitbeschäftigung zu finden, ganz zu schweigen von einem Angebot gerade für besondere Kinder.
Auf dem Land sind viele Menschen auch noch nicht so aufgeschlossen. Hier kommt es natürlich darauf an, wo man lebt. Menschen die besonders sind fallen mehr auf und haben es oft schwer toleriert zu werden. Dies ist sicherlich in der Stadt mit tausenden unterschiedlichen Individuen wesentlich leichter.
Wie also kann man am besten eine Entscheidung treffen?
Schau Dir Dein Kind an, was benötigt es? Oder was glaubst Du, was es benötigen wird? Dann schau Dir die Gegend an, in die Du ziehen möchtest und achte eben auch auf all die kleinen Dinge drum herum, auch oder vor allem auf die Menschen, die dort wohnen.
Als ganz wichtiger Punkt, schau, wie Du und alle anderen Teile der Familie sich vermutlich dort fühlen werden, denn ein hochsensibles Kind nimmt die Gefühle der Umwelt und vor allem der eigenen Familie ganz genau wahr. Wenn Du also ein absoluter Stadtmensch bist, aber aufs Land ziehst, weil Du meinst Dein Kind wird sich wohler fühlen, kann das gewaltig nach hinten los gehen. Dein Kind spürt Deine Abneigung gegen das Umfeld und wird sich niemals wirklich wohl fühlen.
Du siehst, es ist sehr schwer eine allgemeingültige Empfehlung zu geben. Dazu sind hochsensible Menschen, genau wie alle anderen, viel zu individuell und auch zwischen einzelnen Landstrichen oder Stadtgebieten liegen riesen Unterschiede.



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