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Wenn das hochsensible Kind krank wird

Krank zu sein ist für niemanden schön, aber wenn Du alles doppelt stark empfindest und Dir dabei noch tausend Gedanken durch den Kopf schwirren, ist es extrem herausfordernd und nicht nur für das Kind.
Hier ist es besonders wichtig, das Kind richtig zu begleiten. Was es braucht ist Liebe, Verständnis und Ruhe. Vor allem die Ruhe der Eltern, die sich nicht von der Panik des Kindes anstecken lassen.

Ich möchte heute von meinem Pflegekind erzählen, den es diese Woche erwischt hat und ich hoffe, damit einigen eine Hilfestellung zu bieten.

Montag morgen um 6:30 Uhr wache ich auf, weil es an unsere Schlafzimmerwand bummt. D. mein Pflegekind) hat das Zimmer neben uns und es war klar woher das Geräusch kam. Eigentlich wollte ich ihm sagen, er solle aufhören, damit ich noch ein wenig schlafen kann, aber als ich in sein Zimmer komme liegt er auf dem Bett. tränenüberströmt und voller Panik. „Ich kann mich nicht mehr bewegen“


Mein Kopf rast. Was ist passiert? Eine Lähmung? Ruhe bewahren, atmen. Es ist D.! Gehen wir der Sache erst mal auf den Grund, Panik bekommen kann ich immer noch. „Beweg mal das Bein“ – Es geht, langsam, aber es geht. „Beweg den Arm“ – Geht. „Dreh Dich mal um“ – Er hält sich am Bettrand fest und zieht sich rum, stöhnt auf und hält sich den Kopf. AHA! „tut der Kopf weh?“ – Ja er hämmert! Ich streichle sein Bein – Das Kind glüht. Fieber messen! Er hat 39,4°C. Fiebersaft!
OK erste Entspannung. Es ist keine Lähmung, er kann sich bewegen, aber er hat schmerzen dabei und das hält ihn ab.

Eine Woche vorher war seine Mutter zu Besuch und der kleine Bruder hatte einen Infekt mit hoch Fieber. Da sie mit dem Säugling beim Arzt war, anschließend noch der Partner und sie krank wurden, wussten wir was kommt und was zu tun war.

„Was, wenn das Corona ist? “ – „Nein ist es nicht, alle haben sich getestet.“-„Was wenn doch?“ – „Ich besorge einen Test“ Es war natürlich kein Corona.


Sicherheitshalber hat D. dann noch etwas 20 mal an dem Tag Fieber gemessen, es könnte ja höher werden und damit gefährlich. Ich hab ihn gelassen und auch immer ganz interessiert nachgefragt.
„Soll ich nochmal Fiebersaft nehmen?“ – „Nein, den bekommst Du zu festen Zeiten, zu viel ist nicht gut.“
„Ich bin Dir eine Last! Nun musst Du Dich hier auch noch um mich kümmern“ – „Komm nicht zu nah, sonst steck ich dich an“
„Es ist ok, dafür bin ich da und wenn ich mich anstecke dann darfst Du mich verwöhnen“
Diese Diskussion haben wir dann noch ein paar mal geführt, immer abwechselnd mit weinen und stöhnen, weil es sooo weh tut.

Nachts hatte er Angst alleine in seinem Zimmer zu schlafen und auch meine Beteuerung dass ich mehrfach nach ihm sehe hat ihn nicht beruhigt. Wir haben beide auf dem Sofa geschlafen.

Am nächsten Tag war das Fieber etwas runter und es ging ihm besser. Was er aber immer noch nicht vertragen konnte, war auch nur eine Minuten alleine zu sein. Wir haben es uns gemütlich gemacht, gemeinsam Filme geschaut und uns unterhalten.

Am dritten Tag war er Fieberfrei und wieder ganz normal. Nur sehr vorsichtig, damit er nicht wieder krank wird, denn „Das waren die 2 schlimmsten Tage in meinem Leben, mit diesen Schmerzen.“

Was ihr nun als Eltern wissen müsst, wenn Euer hochsensibles Kind krank ist:

– Das Kind ist sehr empfindlich und überängstlich. Was sich wie eine schreckliche Krankheit anhört, kann etwas ganz simples, wenn auch unangenehmes sein. Ruhig bleiben, durchatmen und der Sache auf den Grund gehen, ohne sich von der Panik des Kindes anstecken zu lassen.

– Das Kind hat vielleicht sehr starke Schmerzen, auch wenn andere diese vielleicht nicht so empfinden würden.

– Das Kind durchdenkt jede Situation und geht alle Möglichkeiten im Kopf durch, dadurch entstehen auch viele Ängste, denn es ist eine unbekannte Situation.

– Das Kind ist extrem empathisch und hat Angst anderen zur Last zu fallen, oder sie anzustecken.

In diesen 2 Tagen, habe ich mich um meinen 11 jährigen nicht weniger gekümmert als wäre er ein Neugeborenes. Diese enge Begleitung hat ihm gut getan. Ich habe ihm Liebe und Sicherheit gegeben und habe ihn erst genommen.

Es ist oftmals eine Herausforderung auf das Kind einzugehen und ihm das Gefühl zu geben richtig zu sein, wenn es doch so sehr übertreibt und sich anstellt. Mach Dir immer wieder klar, dass Dein Kind eben genau das nicht tut, sondern es wirklich als so schlimm empfindet.

Mitgefühl, Verständnis, aber keine Panik. Die Krankheit und deren vermutlichen Verlauf so gut es geht erklären. Wir hatten das Glück es anhand der Familienmitglieder erklären zu können.

Und was ihr sonst noch braucht ist ganz viel Geduld.

Es macht auch nichts aus, wenn das Kind mal einen ganzen Tag auf dem Sofa liegt und Filme schaut. Es ist ein Ausnahmetag! Also bitte keinen Stress.

Ich hoffe damit dem ein oder anderen ein wenig weiter geholfen zu haben, aber denk immer dran, Dein Kind kann auch ganz ganz anders sein.

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